Sweat of the Sun
nach »Eroberung des Nutzlosen« von Werner Herzog
Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung
Koproduktion der Münchener Biennale mit dem Theater Osnabrück und dem Münchener Kammerorchester
Kooperation mit dem Festival Operadagen Rotterdam
Komposition: David Fennessy; Regie: Marco Štorman; Bühne, Kostüm: Jil Bertermann; Dramaturgie: Katharina Ortmann; Klangregie/Instrumentenentwicklung: Zoro Babel; Video-Regie: Ole Heinzow; Orchester: Münchner Kammerorchester; Dirigent: Alexander Liebreich;
1982 drehte der deutsche Regisseur Werner Herzog den Film »Fitzcarraldo«. Herzog kommentiert den Filmdreh in einem Tagebuch, das unter dem Titel »Eroberung des Nutzlosen« veröffentlicht wurde. Das messianische Pathos von Sprache und Bildern, durch die im Tagebuch die Vorgänge geschildert werden, steht dem Bewusstsein der Nutzlosigkeit des Vorhabens gegenüber. Das Musiktheater »Sweat of the Sun« ist ein Zoom in den Kopf eines Besessenen. Die radikal subjektive Perspektive des Textes »Eroberung des Nutzlosen« wird im Musiktheater »Sweat of the Sun« intensiviert, gebrochen und erweitert in eine dreidimensionale Darstellung in Raum, Szene und Klang. Die Aufführung bildet eine »Landschaft« aus Orchester, Schauspieler*innen, Sänger*innen und Publikum: aus ihr entfaltet sich die Erzählung des Protagonisten, sie ›ist‹ gleichsam seine Erzählung.
David Fennessy Komposition
David Fennessy wurde 1976 in Maynooth, Irland, geboren und begann seine Musiklaufbahn als Gitarrist in einer Schulrockband. Erst ab 15 Jahren erhielt er seine erste eigentliche Ausbildung, nämlich klassische Gitarre am DIT Konservatorium für Musik und Drama bei John Feeley. Kurz vor seinem Abschluss am Dublin College of Music zeigte er Interesse für das Kompositionsstudium, das er schließlich bei Eibhlis Farrell begann. 1998 ging Fennessy für ein Masterstudium unter James MacMillan an die Royal Scottish Academy nach Glasgow. Seit 2005 unterrichtet Fennessy selbst Komposition an dieser Fakultät.
2000 und 2006 kam Fennessy jeweils in die engere Auswahl für den Gaudeamus Musikpreis in Amsterdam. 2004 war er Finalist des Philharmonia Kompositionspreises. Seine Musik wurde ausgewählt, um Irland auf dem Internationalen Rostrum of Composers (IRC) zu repräsentieren.
2006/2007 erhielt Fennessy von Ensemble Modern ein Stipendium für ein Studium an der ronommierten Internationalen Ensemble Modern Akademie in Frankfurt. Ein Dewar Arts Award (Schottland) ermöglichte es ihm für 12 Monate in Deutschland zu leben und dort mehrere Werke in enger Zusammenarbeit mit Musikern der Akademie zu komponieren.
2010 komponierte Fennessy BODIES, geschrieben für das RTE National Symphony Orchestra of Ireland und La Rejouissance – La Paix, in Auftrag gegeben vom Ensemble Modern zum 30-jährigen Jubiläum, und erhielt den angesehenen Paul Hamlyn Preis. Diese britische Auszeichnung, die seit drei Jahren eine wichtige Stütze bildet, zielt darauf ab, den Künstlern die Freiheit zu geben, ihre kreativen Ideen zu entwickeln und ihnen in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung beizustehen. 2010/2011 war Fennessy Fellow an der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart.
Fennessys Musiktheater Pass the Spoon – eine Zusammenarbeit mit Regisseur Nick Bone und visual artist David Shrigley – wurde im November 2011 uraufgeführt. Diese Komposition wurde ihm durch einen Vital Sparks Preis von Creative Scotland ermöglicht.
Im Anschluss an einen ersten Vertrag mit der Universal Edition für sein Orchesterwerk This is how it Feels (Another Bolero) unterzeichnete David Fennessy 2011 einen Verlagsvertrag für seinen gesamten Werkekatalog.
2013 komponierte er Hauptstimme für verstärkte Solo-Viola und Ensemble, welches im selben Jahr von Garth Knox und dem Red Note Ensemble am Huddersfield Festival uraufgeführt wurde. Seit 2012 arbeitet er an einer großangelegten Trilogie, welche auf den Tagebucheinträgen von Werner Herzog basiert. Der deutsche Filmregisseur führte 1982 während der schwierigen Dreharbeiten zu seinem Film Fitzcarraldo Tagebücher, die später unter dem Titel Eroberung des Nutzlosen veröffentlicht wurden.
Die Werke von Fennessy wurden national und international von mehreren Klangkörpern aufgeführt: Royal Scottish National Orchestra, BBC Scottish Symphony Orchestra, BBC Symphony Orchestra, Ensemble Modern, Hebrides Ensemble, London Sinfonietta, RTE National Symphony Orchestra und RTE Concert Orchestra.
Marco Štorman Regie
Marco Štorman, geboren 1980 in Hamburg, schloss 2005 sein Regiestudium an der Otto-Falckenberg-Schule in München ab. Er assistierte u.a. bei Christoph Schlingensief, Jossi Wieler, Andreas Kriegenburg, Stephan Kimmig und Schorsch Kamerun, erhielt diverse Stipendien und gründete 2006 die Gruppe Kulturfiliale. 2011 drehte er seinen ersten Film »Juliaugust«, der bei den 9. berlin filmawards ausgezeichnet wurde. In Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut realisierte er 2011 und 2013 Stadtrauminstallationen in Melbourne und Adelaide. Er arbeitet als freier Regisseur, u.a. am Thalia Theater in Hamburg, am Schauspiel Hannover, am Düsseldorfer Schauspielhaus und an der Jungen Oper Stuttgart.
Katharina Ortmann Dramaturgie
Katharina Ortmann ist Musikdramaturgin im Bereich Konzert und Musiktheater mit Schwerpunkt auf zeitgenössischem Repertoire und Projektentwicklung. Seit 2014 arbeitet sie freischaffend, derzeit u.a. als Produktionsleitung und Dramaturgin des Internationalen Musiktheaterwettbewerbs Darmstadt, den das Staatstheater Darmstadt in Zusammenarbeit mit den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik Darmstadt 2015/16 für Komponist_innen ausgelobt hat. Von 2011 bis 2014 war Katharina Ortmann Musiktheaterdramaturgin an der Staatsoper Hannover, wo sie in der Spielzeit 2012/13 zudem kommissarisch die Junge Oper leitete. Von 2008 bis 2011 war sie Dramaturgin am Oldenburgischen Staatstheater. Katharina Ortmann studierte von 2000-2006 Musikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Berlin und Paris. 2007 bis 2009 war sie Stipendiatin der Akademie Musiktheater Heute und ist jetzt Mitglied des Alumnibeirates.
Jil Bertermann Bühne und Kostüme
Jil Bertermann studierte Freie Kunst mit dem Schwerpunkt Bühnenraum an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Nach ihrem Diplom folgten Arbeiten für die Opera Stabile der Staatsoper Hamburg sowie für das Rokokotheater Schwetzingen. Der Kinofilm TEENAGE RESPONSE von Eleni Ampelakiotou, für den sie Setdesigns entwarf, lief im offiziellen Programm der 59. Berlinale. Von 2009-12 war sie an den Münchner Kammerspielen als Bühnenbildassistentin tätig. An den Kammerspielen realisierte sie eigene Bühnenbilder, u.a. für die Produktionen »Gleis 11« und »München/Diyarbakir« von Christine Umpfenbach, »They shoot horses, don't they?« von Susanne Kennedy, »Hotel Europa« von Johan Simons, für »Holt mich hier raus« und das Stadtprojekt »München komplett« von Schorsch Kamerun sowie für »Das war auf einer Lichtung da sie zum ersten Mal Geld dafür nahm« von Malte Jelden.
Besetzung & Credits
Komposition: David Fennessy
Regie: Marco Štorman
Bühne, Kostüm: Jil Bertermann
Dramaturgie: Katharina Ortmann
Klangregie/Instrumentenentwicklung: Zoro Babel
Video-Regie: Ole Heinzow
Licht: Wolfi Eibert
Ausstattungsassistenz: Janine Hagedorn
Regieassistenz/Abendspielleitung: Stephanie Schümann
Mitwirkende: Susann Vent-Wunderlich (Sopran), Leslie Visco (Sopran), Annette Schönmüller (Alt), Marco Vassalli (Bariton), José Gallisa (Bass), Stephanie Schadeweg (Schauspielerin), Dennis Pörtner (Schauspieler)
Orchester: Münchner Kammerorchester
Dirigent: Alexander Liebreich
Dauer: 75 min
Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung
Koproduktion der Münchener Biennale mit dem Theater Osnabrück und dem Münchener Kammerorchester
Mitschnitt BR-KLASSIK
Sendetermin: BR-KLASSIK, 2.7.2016, 20.05 Uhr
Biografien
Zoro Babel Klangregie/Instrumentenentwicklung
Zoro Babel, 1967 in Peterskirchen/Oberbayern geboren, ist Musiker, Komponist und Klangregisseur. Er nahm bereits als 14-Jähriger an Studienkursen für Improvisation und Jazz in Woodstock/New York teil. Als Komponist, Musiker und Theaterdarsteller arbeitet er mit Künstlern wie Achim Freyer, Urs Troller und Günter Ballhausen zusammen. Als Klangregisseur arbeitet er mit zahlreichen zeitgenössischen Komponisten, darunter Josef Anton Riedl, Dieter Schnebel, Helmut Lachenmann, Carola Bauckholt und Vinko Globokar, sowie renommierten Klangkörpern wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks oder den Berliner Philharmonikern zusammen.
Kompositionsaufträge erhielt er u.a. von der musica viva, den Donaueschinger Musiktagen sowie der Siemens Kulturstiftung. Zoro Babel entwickelt eigene Instrumente und Klangskulpturen, beispielsweise bewegliche Klangarchitekturen im öffentlichen Raum, die u.a. beim Musikfestival Bern 2015 zu sehen waren.
Er erhielt u.a. 2001 den Musikförderpreis der Stadt München und 2008 ein Projektstipendium der Erwin und Gisela Steiner Stiftung.
Ole Heinzow Video-Regie
Geboren in Bremerhaven, Informatiker und Produktentwickler. Studium der Informatik und Medien an der Hochschule Bremerhaven. Selbständig tätig im Audio/Video- sowie Veranstaltungstechnik-Bereich. Zusammenarbeit u.a. mit Gilles Welinski, Uraufführung »EXIL« im Rahmen des Festivals Tanz Bremen und Sebastian Hirn in »Cosí fan tutte« bei den Mozartfestspielen in Schwetzingen, »reenacting the reenactment«, MaximiliansForum, »das leben ist ein schweres spiel reenacting the reenactment«, Jena.
Susann Vent-Wunderlich Sopran
Die Sopranistin Susann Vent-Wunderlich wurde im thüringischen Saalfeld geboren. Nach Studien in Schulmusik, Geschichte, Musikwissenschaft, Musikpraxis, Archäologie und Kunstgeschichte absolvierte sie an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar ein Gesangsstudium bei Prof. Siegfried Gohritz. Ihr Operndebüt hatte die mehrfache Stipendiatin und Preisträgerin/Finalistin verschiedener internationaler und nationaler Wettbewerbe als Fiordiligi in Mozarts Così fan tutte mit der Jenaer Philharmonie unter der Leitung von Nicholas Milton. In der Spielzeit 2010/2011 gab sie als 2nd woman und 1st witch in Purcells Dido and Aeneas ihr Bühnendebüt an der Semperoper Dresden, wo sie 2012/2013 in Henzes Wir erreichen den Fluss zu sehen war. 2011 debütierte sie als Rosalinde auf der chinesischen Insel Guanglu und gastierte mit der Dido and Aeneas-Produktion der Semperoper Dresden bei den Festspielen Luzern. Als Mitglied des Thüringer Opernstudios sang sie am DNT Weimar u. a. die Partien der Micaela sowie der 1. Dame und bei den Domstufen Festspielen Erfurt 2012 die Viclinda in Verdis I Lombardi. Konzertverpflichtungen und Gastengagements führten sie bereits nach China, Spanien, Frankreich, Ungarn, Polen, Österreich, Schweiz und Tschechien. Seit der Spielzeit 2012/2013 ist sie festes Ensemblemitglied am Theater Osnabrück und sang u. a. die Kurfürstin Marie in Der Vogelhändlerund Božena in Dvořáks Oper Vanda. In der Spielzeit 2014/15 war sie als Marcellina in Mozarts Figaro sowie als Barnonin Freimann in Lortzings Der Wildschütz und als Marie in Gurlitts Soldaten zu erleben.
Leslie Visco Sopran
Leslie Visco was born in Naples where she begun her studies and where in 2009 she graduated in singing at San Pietro a Majella Conservatory. She has sung as soloist in several festivals as Associazione Scarlatti di Napoli at Sant’Elmo concert Hall in Naples, Pavia Barocca Festival at Collegio Ghislieri in Pavia, Bilbao Ars Sacrum Festival (Spain), Festival Hactus Umanus Danzig (Poland), Copenhagen Renaissance Music Festival (Denmark), Opera Royal de Wallonie (Belgium). She has debuted with “Glossa” record company by publishing with “ I Turchini “ and Antonio Florio a motet by A. Scarlatti in 2012 and “ La Santissima Trinità” , oratorio by G. Veneziano, in 2013. She has participated to 40th “ Festival della valle dell’Itria “ in Martina Franca where she has sung for the opera “Armida” by T. Traetta , conducted by Diego Fasolis and in 2014 she has been in a tournèe with Stefano Montanari among Veneto, Dresden and Berlin in the project “MusikPodium Dresden – Venice“. In the seasen 2014/2015 she has sung for the opera “Marriage of Figaro” by W. A. Mozart and for “Germanicus“ by G. Ph. Telemann at Theater Osnabrück. Still in 2015 she has been invited for the 1st Ryan Opera Center International Residency which took place in Chicago at Lyric Opera and she attended the “Accademia Rossiniana“ in Pesaro, directed by Alberto Zedda, from where she has been selected to sing Madama Cortese in “Viaggio a Reims“ at Rossini Opera Festival 2015.
Annette Schönmüller Alt
Die Mezzosopranistin Annette Schönmüller etablierte sich in den vergangenen Jahren als eine der vielseitigsten Sängerinnen/Darstellerinnen im Bereich der zeitgenössischen Musik. Zahlreiche internationale Ur- und Erstaufführungen, sowie persönliche Zusammenarbeiten mit namhaften Komponisten unserer Zeit, von denen einige Werke speziell für ihre Stimme schrieben, belegen dies.
Mit ihrer Darstellung der für sie komponierten Titelpartie „Lilith“ in der Uraufführung von Peter Eötvös´ Oper „Paradise reloaded (Lilith)“ erregte die Künstlerin beim Festival Wien Modern/Neue Oper Wien/müpa Budapest große Aufmerksamkeit (CD – Erscheinung bei bmc records 2016).
Ihre intensive Darstellung der "Geesche Gottfried" in Adriana Hölszkys "Bremer Freiheit" am Berliner Konzerthaus löste bei Presse wie Publikum Begeisterung aus.
2016 singt Annette Schönmüller in der Eröffnungspremiere der Münchener Biennale für zeitgenössisches Musiktheater den weiblichen Hauptpart in der UA von David Fennessys Musiktheater „The sweat of the sun“ (2017 bei den Operadagen Rotterdam, Theater Osnabrück) und gestaltet die Magdalena in Gottfried von Einems "Jesu Hochzeit" unter Jonathan Stockhammer beim Festival Carinthischer Sommer. Ebenfalls geplant ist ihr Debüt am Brucknerhaus Linz mit H.W. Henzes "El rey de Harlem" unter Johannes Kalitzke beim Festival Neue Musik.
Die Künstlerin wird von internationalen Festivals und führenden Opernhäusern verpflichtet u.a. Theater an der Wien (PM Davies Monooper „Das Medium“), Oper Frankfurt (UA Rolf Riehm „Sirenen“), Berliner Konzerthaus („Geesche Gottfried“ in Adriana Hölszkys „Bremer Freiheit“, „Harakiri“ von Peter Eötvös), müpa/Palace of Arts Budapest (Peter Eötvös „Lilith“), Concertgebouw Amsterdam (Henze „L´Upupa“), Wiener Festwochen, Staatstheater Darmstadt (Alt-Solistin in Luigi Nonos „Prometeo), müpa/Palace of Arts Budapest, der Biennale Salzburg (Sciarrino „Infinito nero), Neue Oper Wien (Ligeti „Mescalina“ in „Le Grand Macabre“), Ostrava New Music Festival, Musikbiennale Zagreb.
Ihre musikalische Ausbildung erhielt die Sängerin an der Wiener Musikuniversität, wo sie vor ihrem Gesangsstudium (bei Colleen Rae Holmes) die Studien Orgel und Musikpädagogik/Dirigieren absolvierte und sich hierbei intensiv auch mit Alter Musik auseinandersetzte. Partien von Monteverdi (Ottavia, Messaggiera) finden sich daher in ihrem künstlerischen Aufgabenfeld ebenso wie Judit (Bártok), Lucretia (Britten), Geschwitz oder Wozzeck-Marie und Schönbergs Monodram "Erwartung".
Marco Vasalli Bariton
Der lyrische Bariton italienischer Abstammung wuchs am Bodensee auf. Er studierte Gesang an der Hochschule für Musik in Köln bei KS Prof. Edda Moser (Diplom mit Auszeichnung). Seit geraumer Zeit arbeitet er mit Maria Baldauf in Zürich. Gastverpflichtungen führten ihn u. a. an die Deutsche Oper Berlin, an die Oper Köln, das Festspielhaus Baden-Baden, Staatsoper Hannover oder an die Staatsoper Istanbul. Seit 2006 ist er Ensemblemitglied am Theater Osnabrück. Zu seinen wichtigsten Partien gehörten u. a. Danilo (Die lustige Witwe), Malatesta (Don Pasquale), Marquis von Posa (Don Carlo) oder Wolfram von Eschenbach (Tannhäuser). Marco Vassalli wirkte an zahlreichen Uraufführungen mit u. a. in Neda, der Ruf von Nader Mashayeki oder in Operette von Mario Wiegand. In der Spielzeit 2010/11 war er als Figaro in der Neuinszenierung von Gioacchino Rossinis Il barbiere di Siviglia zu erleben. Als Konzertsolist war er u. a. in der Philharmonie Köln, dem Berliner Dom oder der Beethovenhalle Bonn zu Gast. Zum Auftakt der Saison 2011/12 wirkte Marco Vassalli beim Festival Spieltriebe 4 im Rahmen der Musiktheateruraufführung Flügeltraum mit. Danach ist er u. a. als Figaro (Il barbiere di Siviglia, Wiederaufnahme), Masetto (Don Giovanni) und als Graf von Luxemburg in Franz Lehárs gleichnamiger Operette zu sehen gewesen. In der Spielzeit 2012/13 und 2013/14 gastierte er als Mottel Kamzoil in Anatevka, sowie in der Spielzeit 2013/14 als Roman in Die Comedian Harmonists.
José Gallisa Bass
Der brasilianische Bass José Gallisa studierte zuerst Violoncello, bevor er an der Universität von Minas Gerais zum Gesang wechselte. Mit einem Stipendium der brasilianischen Regierung studierte er zwei Jahre in London an der Royal Academy of Music. Nach seiner Rückkehr in seine Heimat gewann er den 1. Preis bei dem Gesangswettbewerb des brasilianischen Bildungsministeriums. Kurz danach debütierte er an der Oper von Sao Paulo in der Rolle des Talpa in Il Tabarro und als Simone inGianni Schicchi. Auf internationalen Bühnen sang José Gallisa den Lotario und Radamisto bei dem 30ten Londoner Händelfestival unter Dannys Darlow und später den Bartolo in Le nozze di Figaro unter Sir Colin Davies in London. Er sang auf dem Dubai Opera Festival und ging mit der London City Opera auf USA Tournee als Zuniga in Carmen. Auf dem Amazonas Festival gestaltete er u.a. Rollen wie Sparafucile in Rigoletto, Il Comte des Grieux in Manon und Fafner in Siegfried. 2004 bis 2007 sang José Gallisa abwechselnd in Rio de Janeiro, San Diego und Sao Paulo. 2008 debütierte José Gallisa in Deutschland am Theater Bremen. Wichtige Rollen seitdem sind u.a. Zacharias in Nabucco, Oroveso in Norma, Sarastro in Die Zauberflöte, Ramfis in Aida, Komtur inDon Giovanni, der Fürst Gremin in Eugen Onegin und die Titelrolle in Boitos Mefistofele (Staatstheater Mainz). Weitere Engagements führten ihn an das Gießener Theater und an das Staatstheater Mainz. Seit der Spielzeit 2014/15 ist José Gallisa Ensemblemitglied am Theater Osnabrück. In der aktuellen Spielzeit verköpert er Jacopo Fiesco in Simon Boccanegra.
Stephanie Schadeweg Schauspielerin
Stephanie Schadeweg wurde 1978 in Wittenberge/Brandenburg geboren. 2000 bis 2004 absolvierte sie ein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg – als Diplomstück spielte sie die Rolle der Mrs. Martin in Ionescos Die kahle Sängerin in der Regie von Annette Pullen. Während des Studiums spielte sie bereits auf Kampnagel (die Rolle der Agnes in KleistsFamilie Schroffenstein, Inszenierung: Hanna Rudolph) sowie am Thalia Theater. 2004 bis 2008 war sie Ensemblemitglied des Münchner Volkstheaters, seit 2008 ist sie dort Gast. In München spielte sie u. a. die Karoline in Kasimir und Karoline von Ödön von Horváth, die Olivia in Shakespeares Was ihr wollt, die Marie in Woyzeck von Georg Büchner, die Helena in ShakespearesSommernachtstraum und die Marie in Molnars Liliom. Sie arbeitete unter anderem mit den Regisseuren Christian Stückl, Florian Fiedler, Jorinde Dröse, Christine Eder, Frank Abt und erarbeitete zusammen mit dem Regisseur Carsten Golbeck eine Live-Hörspiel-Reihe. Mit Frank Abt arbeitete sie außerdem als Gast am Hamburger Thalia Theater (in Ein Fuchs reißt Kaninchen) sowie am Bochumer Schauspielhaus (in Superstar) zusammen. Darüber hinaus hat sie einige Film- und Fernseherfahrung. Seit der Spielzeit 2011/12 ist Stephanie Schadeweg Ensemblemitglied am Theater Osnabrück. Wichtige Rollen waren u. a. Minna von Barnhelm (2011), Olga in Drei Schwestern (2012), Anne Holz in X-Freunde (2014), Isabell in Der schwarze Obelisk (2015) sowie die Mitwirkung in Doktor Faustus (2015).
Dennis Pörtner Schauspieler
Dennis Pörtner wurde 1985 in Herford geboren. 2008 bis 2012 studierte er Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Währenddessen wirkte er bei verschiedenen Produktionen mit, u. a. am Thalia Theater (Ödipus/Tarann, Regie: Dimiter Gotscheff; Romeo und Julia, Regie: Alexander Simon) sowie am Theater Osnabrück im Rahmen des Spieltriebe 4-Festivals 2011 (Hundegrab, Regie: Felix Meyer-Christian; Blogosphere Iraq, Regie: Liz Rech). Für die Rolle des Mercutio in Romeo und Julia wurde er mit dem Studio Hamburg Förderpreis 2011 ausgezeichnet. Seit 2009 arbeitet Dennis Pörtner kontinuierlich mit der Costa Compagnie zusammen und spielte u. a. Danny in Motortown (Zeisehallen Hamburg, 2009), die Titelfigur in Kohlhaas. Frei nach Kleist (Kampnagel Hamburg, eingeladen zum Körber Studio Junge Regie, 2012) und in Fukushima, my love (Fleetstreet Hamburg, 2013). 2012/13 war er festes Ensemblemitglied am Theater Bonn. Seit der Spielzeit 2013/14 ist Dennis Pörtner fest im Schauspielensemble des Theaters Osnabrück engagiert, wo er u.a. als Nervöser Kollege in Die Kunden werden unruhig, in der Titelrolle in Clavigo und als Benjamin in Immer noch Sturm zu sehen war. 2014/15 spielte er u.a. Banquo in Macbeth, Yang Sun in Der gute Mensch von Sezuan und Onkel Bob in In der Republik des Glücks. In der Spielzeit 2015/16 bis jetzt zu sehen in 27 Monate als Marc.
Münchener Kammerorchester Orchester
Eine außergewöhnlich kreative Programmgestaltung in Verbindung mit der in kontinuierlicher Arbeit gewachsenen Homogenität des Klangs: 65 Jahre nach seiner Gründung in der unmittelbaren Nachkriegszeit präsentiert sich das Münchener Kammerorchester heute als Modellfall in der deutschen Orchesterlandschaft. Um über 50 Prozent konnte das Ensemble unter der Künstlerischen Leitung von Alexander Liebreich die Abonnentenzahlen in den vergangenen Spielzeiten steigern, und dies bei durchweg anspruchsvollen Angeboten. Unter einem Saison-Motto – ›Politik‹, ›Alpen‹, ›Jenseits‹, ›Architektur‹, ›Ostwärts‹, ›Drama‹, ›Kindheit‹ oder nun ›Isolation‹ – konfrontieren die Programme des MKO Werke früherer Jahrhunderte assoziativ, spannungsreich und oft überraschend mit Musik der Gegenwart.
Mehr als siebzig Uraufführungen hat das Kammerorchester zu Gehör gebracht, seit Christoph Poppen 1995 die Künstlerische Leitung übernahm und das unverwechselbare dramaturgische Profil des Klangkörpers begründete. Komponisten wie Iannis Xenakis, Wolfgang Rihm, Tan Dun, Chaya Czernowin und Jörg Widmann haben für das Kammerorchester geschrieben; allein seit 2006 hat das MKO Aufträge u.a. an Erkki-Sven Tüür, Thomas Larcher, Bernhard Lang, Nikolaus Brass, Samir Odeh-Tamimi, Klaus Lang, Mark Andre, Peter Ruzicka, Márton Illés, Miroslav Srnka und Tigran Mansurian vergeben. Gemeinsam mit dem RIAS Kammerchor und unterstützt von der Ernst von Siemens Musikstiftung hat das MKO bei drei bedeutenden Komponisten der Gegenwart – Salvatore Sciarrino, Pascal Dusapin und Georg Friedrich Haas – neue Werke für Chor und Orchester in Auftrag gegeben. Bei den Ur- und Erstaufführungen in mehreren Städten Europas in den Jahren 2014 bis 2016 erklingen die Novitäten in Gegenüberstellung mit großen Werken des Standardrepertoires.
Alexander Liebreich, der zur Spielzeit 2006/07 Poppens Nachfolge antrat, setzt auf die Erlebnisqualität und kommunikative Intensität zeitgenössischer Musik. Ein Denken in ästhetischen Lagern, wie es den Umgang mit dem musikalisch Neuen hierzulande über Jahrzehnte bestimmt hat, ist Liebreich ohnehin fremd. Ziel ist die vertiefende Auseinandersetzung mit ungewohnten Klängen, gerade auch in Wieder- und Nachaufführungen.
Neben den Donnerstagabenden im Prinzregententheater, der Hauptspielstätte des Orchesters, hat das Kammerorchester in den vergangenen Jahren eine Reihe ungewöhnlicher Konzertformate etabliert. Ein ebenso kundiges wie großes Publikum finden nun schon in der dreizehnten Saison die ›Nachtmusiken‹ in der Rotunde der Pinakothek der Moderne, die jeweils ein komplettes Programm einem Komponisten des 20. oder 21. Jahrhunderts widmen.
Die 26 fest angestellten Streicher sind in den vergangenen Spielzeiten zu einem Ensemble gewachsen, das über eine enorme stilistische Vielseitigkeit verfügt. Agil schalten die Musiker etwa von historisch informierten Interpretationen barocker und klassischer Werke auf die anspruchsvollen Spieltechniken zeitgenössischer Musik um. Im Zusammenwirken mit einem festen Stamm erstklassiger Solobläser aus europäischen Spitzenorchestern profiliert sich das MKO als schlank besetztes Sinfonieorchester, das dank seiner besonderen Klangkultur auch in Hauptwerken Beethovens, Schuberts oder Schumanns interpretatorische Maßstäbe setzen kann. Namhafte Gastdirigenten und eine Phalanx herausragender internationaler Solisten sorgen regelmäßig für weitere künstlerische Impulse. Feste Bestandteile der Abonnementreihe wie auch der Gastspiele des Orchesters sind Konzerte unter Leitung eines der beiden Konzertmeister. Die Verantwortungsbereitschaft und das bedingungslose Engagement jedes einzelnen Musikers teilen sich an solchen Abenden mitunter besonders intensiv mit.
1950 von Christoph Stepp gegründet, wurde das Münchener Kammerorchester von 1956 an über fast vier Jahrzehnte von Hans Stadlmair geprägt. Das Orchester wird von der Stadt München, dem Land Bayern und dem Bezirk Oberbayern mit öffentlichen Zuschüssen gefördert. Seit der Saison 2006/07 ist die European Computer Telecoms AG (ECT) offizieller Hauptsponsor des MKO.
Das MKO versteht sich als modernes und flexibles Ensemble, das sich nicht nur für ein denkbar breites Repertoire verantwortlich fühlt, sondern auch mannigfache Aktivitäten außerhalb der Abonnementreihen entfaltet. Rund sechzig Konzerte pro Jahr führen das Orchester auf wichtige Konzertpodien in aller Welt. In den letzten Spielzeiten standen u.a. Tourneen nach Asien, Spanien, Skandinavien und Südamerika auf dem Plan. Mehrere Gastspielreisen unternahm das MKO in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut, darunter eine Konzertreise nach Moskau und die aufsehenerregende Akademie im Herbst 2012 in Nordkorea, bei der das Orchester die Gelegenheit hatte mit nordkoreanischen Musikstudenten zu arbeiten.
Bei ECM Records sind Aufnahmen des Orchesters mit Werken von Karl Amadeus Hartmann, Sofia Gubaidulina, Tigran Mansurian, Giacinto Scelsi, Thomas Larcher, Valentin Silvestrov, Isang Yun und Joseph Haydn sowie von Toshio Yosokawa erschienen. Weitere Einspielungen mit dem MKO wurden bei Sony Classical veröffentlicht u.a. eine CD mit Rossini-Ouvertüren sowie zusammen mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks das Requiem von Gabriel Fauré (ECHO Klassik 2012), die c-Moll Messe von Mozart sowie im Mai 2014 das Mozart-Requiem. 2015 sind gleich drei CDs mit dem MKO bei Sony Classical erschienen: eine Mozart-Aufnahme mit der Flötistin Magali Mosnier, mit François Leleux eine Einspielung von Oboenkonzerten von Hummel und Haydn sowie zuletzt eine Orchester-CD unter der Leitung von Alexander Liebreich mit Mendelssohns „Sommernachtstraum“ sowie dessen 4. Symphonie.
Wiederholte Kooperationen verbinden das MKO u.a. mit der Münchener Biennale, der Bayerischen Theaterakademie, der Villa Stuck, dem Haus der Kunst, der LMU sowie der TU München. Ein Schwerpunkt der Aktivitäten des Orchesters bildet dabei die integrative Arbeit im Rahmen des ›Projekt München‹. Ziel ist eine Vernetzung des Orchesters am Standort München und die Kooperation mit Institutionen im Jugend- und Sozialbereich. Der Gedanke sozialer Verantwortung liegt auch dem Aids-Konzert des Münchener Kammerorchesters zugrunde, das sich seit 2007 als künstlerisches und gesellschaftliches Highlight im Münchener Konzertleben etabliert hat.
Alexander Liebreich Dirigent
Für Alexander Liebreich ist das Dirigieren eine Frage der Geisteshaltung. Offenheit und das Streben nach Transparenz sind wesentliche Merkmale seines Wirkens, was sich gleichermaßen interpretatorisch und programmatisch äußert. Kenntnisse der historischen Aufführungspraxis integriert er ebenso wie die Pflege der zeitgenössischen Musik. Alexander Liebreich wirkt seit 2012 als Chefdirigent des Nationalen Symphonieorchesters des Polnischen Rundfunks in Katowice. Zudem steht er dem Münchener Kammerorchester seit 2006 als Chefdirigent vor und bereichert durch die Entwicklung einer Vielzahl neuer Konzertformate das Konzertleben der Musikmetropole maßgeblich. Von diesem Geist der Erneuerung profitiert auch das Tongyeong International Music Festival (TIMF) in Südkorea, das Liebreich von 2011 bis 2014 leitete. Mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks, dem Pianisten Krystian Zimerman und dem Nationalen Symphonieorchester des Polnischen Rundfunks eröffnete Alexander Liebreich 2014 die neue Philharmonie in Katowice. In der gleichen Stadt fand 2015 erstmals das Festival „Kultura Natura“ statt, unter Liebreichs künstlerischer Leitung. Während der Dirigent auch im Opernfach überzeugt, u.a. mit dem Regisseur Hans Neuenfels an der Oper Frankfurt, hat Liebreich in der Zwischenzeit zahlreiche renommierte Orchester dirigiert: zuletzt debütierte er in Sälen wie dem Wiener Musikverein, der Suntory Hall in Tokio oder der Cité de la Musique.