Symposium zur Münchener Biennale: OmU

Echoräume und Suchbewegungen im heutigen Musiktheater

In Kooperation mit dem Institut für Theaterwissenschaft der LMU München

Leitung: Prof. Dr. Jörn Peter Hiekel (Dresden) und Prof. Dr. David Roesner (München);

Im diesjährigen Biennale-Thema »OmU« klingt die Öffnung gegenüber dem Fremden und Unerwarteten an. Dies meint zunächst das Zulassen von neuen Formaten und Strategien im heutigen Musiktheater. Aber es kann auch auf jene Differenzen oder Querstände der Künste untereinander zielen, aus denen sich neue Möglichkeiten ihres Zusammenwirkens ergeben. Wie aber sehen veränderte Formate, Strategien und Möglichkeiten heute aus? Und in welcher Relation stehen sie zu den Wandlungen in unterschiedlichen Feldern der Gegenwartskunst? Das Symposion sucht Überlegungen wie diese mit Blick auf einige Produktionen der Biennale zu thematisieren, aber greift dabei auch ins Grundsätzliche aus – beginnend mit der durch die Formel »OmU« nahegelegten Frage, was überhaupt ein »Original« ist und welche Erwartungen es in uns weckt.

PROGRAMM & ABSTRACTS

Freitag, 3.6.2016

14.00-14.45
Jörn Peter Hiekel (Dresden): Grenzen und Grenzüberwindungen im
Musiktheater

Dieser Vortrag versucht mit Blick auf verschiedene Beispiele (auch aus den aktuellen Produktionen der Biennale) zu erörtern, wo das Musiktheater heute steht, insbesondere das der jüngeren Generation, das sich meist jenseits der großen repräsentativen Theaterbühnen abspielt. Es trägt die Erfahrungen postdramatischer Strategien innerhalb und außerhalb des Musiktheaters ebenso in sich wie auch Erfahrungen des Umgangs mit visuellen Medien und operiert damit mit einer Fülle von grenzüberschreitenden Möglichkeiten, die vor einigen Jahrzehnten noch undenkbar gewesen wäre.

14.45-15.30
Dieter Mersch
(Zürich): Désoeuvré. Das ‚entwerkte‘ Musiktheater

Die Begriffe des Originals und der Originalität gehören zu den zentralen ursprungslogischen Kategorien des ästhetischen Diskurses seit Beginn der frühen Neuzeit. Sie werden heute, vor allem im Zuge performativer Verfahren, des Zufalls und der Auflösung der Genres in transdisziplinäre Prozesse gesprengt. Gleichzeitig avanciert das Ereignis der Aufführung gegenüber Notation und Partitur zum Maßstab einer ‚entwerkten‘ oder chronisch unfertigen (désoeuvré) Kunst, die weit eher eine Serie von Experimenten inszeniert, als ein geschlossenes Narrativ, um sich in immer neuen und offenen ‚Ungestalten‘ zu realisieren. Der Vortrag untersucht diese Übergänge, die gegenseitige Durchdringung der Künste und ihre chronische Nichteinheitlichkeit, die das Musiktheater, statt musikalischer ‚Schauplatz‘ (theatron) zu sein, in eine fortgesetzte Passage verwandelt.

15.30-16.00 Pause

16.00-16.45
Nikolaus Rajewsky (Berlin): The human Genome - Original and Copy, Score and Orchestra

Das menschliche Genom ist die Summe aller Erbinformationen die als ‚DNS Doppel Helix’ gespeichert sind. Das Genom lässt sich als sehr lange lineare Sequenz von 4 Buchstaben (‚Nukleinsäuren’) darstellen. Diese Sequenz ist mehrere Milliarden Buchstaben lang. Jeder Mensch hat ein individuelles Genom, das er aus dem Genom seiner Eltern bekommt. Doch wie kann diese Sequenz (Partitur) Instruktionen geben aus einer Eizelle einen kompletten Menschen zu formen? Ist diese Information vollständig oder werden auch Erbinformationen über Umwelteinflüsse weitergegeben (‚Epigenetik’)?
Meine biomedizinische Grundlagenforschung fokussiert auf das Verstehen von Mechanismen, die es dem Genom erlaubt sowohl die ‚Blaupause Mensch’ zu kodieren wie auch die Instruktionen, die zur Implementierung dieser Blaupause nötig sind. In meinem allgemeinverständlichen Vortrag werde ich versuchen die modernsten Einsichten darzustellen, die nahelegen, dass das Genom vieles in einem ist – Kopie und Original, Partitur und Orchester. Somit leistet vielleicht auch das Leben selbst einen Beitrag zum Thema der Biennale 2016.

16.45-17.30
Manos Tsangaris (Dresden) und Daniel Ott (Berlin): Wieso ‚Originale’?

Samstag, 4.6.2016


10.00-10.45
David Roesner (München): Die Entwicklung des Musiktheaters als offene Frage:
Christoph Marthalers Unanswered Question (Basel 1997)

In seiner berühmten fünften Harvard Vorlesung zur „The 20th Century Crisis“, die er später in seinem Buch The Unanswered Question. Six Talks at Harvard (Cambridge, Mass.1976) veröffentlichte, stellt Leonard Bernstein die These auf, dass Charles Ives’ epochales Stück The Unanswered Question (1908) eine ganz wesentliche Wegmarkierung für das 20. Jahrhundert darstelle und dass die unbeantwortete Frage des Stücks im Grund laute: „Whither music?” [„Wohin, Musik?“].

In meinem Vortag werde ich daher untersuchen, ob nicht Christoph Marthalers gleichnamiges Musiktheaterprojekt (Basel 1997), in dem Charles Ives’ Stück auch gleich zweimal gespielt wird, nicht eine ganz ähnliche Frage stellt: „Wohin, Musiktheater?“ Bleibt dies auch bei Marthaler eine unbeantwortete Frage oder lässt sich doch ein Credo des Regisseur und Auteurs an seiner Text und Musikcollage ablesen? Welche Wegweiser stellt Marthaler am Ende des ausgehenden 20. Jahrhunderts für das Musiktheater als ästhetisches Ereignis, als Institution, als Diskurs und damit letztlich als Dispositiv auf?

10.45-11.30
Leo Dick: Komponierte Erinnerungsarbeit. Revue und Ritus im Musiktheater Ruedi Häusermann.

11.30-12.00 Pause

12.00-12.45
Regine Elzenheimer (Leipzig): „Solch hergelauf’ne Laffen“
Zur Inversion von Alterisierungsstrategien in Ibrahim Quraishis Saray – Mozart alla Turca und Chaya Czernowins Zaïde – Adama. Fragments (AT)

Im Rahmen des Mozartjahrs 2006 sind zwei Musiktheater-Arbeiten entstanden, die auf sehr unterschiedliche Weise Themen eines Symposiums berühren, das nach der zeitgenössischen ‚Autorität’ von Originalen fragt und auf Fremdheit und Unübersetzbarkeit als Dimension künstlerischer Erfahrung verweist. Beide Arbeiten können als zeitgenössischer Versuch des Umgangs mit einem ‚Original’ gelten, das in der Hervorbringung eines neuen Originals auch den ‚Werkstatus’ des Ausgangsmaterials befragt. Der Medien- und Performance-Künstler Ibrahim Quraishi, der sich als nomadische Existenz versteht, und die israelische Komponistin Chaya Czernowin haben sich mit zwei Mozart-Opern auseinandergesetzt, die dem Genre der ‚Türkenoper’ zugerechnet werden: Die Entführung aus dem Serail und das Fragment Zaïde verhandeln die Gefangenschaft von Europäern in orientalischen Kulturen und können als Beispiele „strategischer Alterisierung“ verstanden werden. Der Vortrag wird versuchen, den zeitgenössischen kompositorischen und inszenatorischen Umgang mit diesen Bildern der Fremdheit als Verfahren der Zersetzung von Identitätskonstruktionen im Spannungsfeld von An- und Enteignung zu skizzieren.

12.45-13.30
Katja Schneider (München): Für heute, morgen und übermorgen. Zur
Tradierung von Pina Bauschs Tanztheater

Als im vergangenen April das Stück Für die Kinder von gestern, heute und morgen (2002) mit dem Bayerischen Staatsballett über die Bühne des Nationaltheaters ging, fand im doppelten Sinn eine Premiere statt. Denn anders als Bauschs durchchoreographierten Werke Le Sacre du printemps oder Orpheus und Eurydike, die im Repertoire des Balletts der Pariser Oper sind, entstand Für die Kinder von gestern, heute und morgen im Modus von Bauschs typischer Fragetechnik. Aus den verbalen und nonverbalen Antworten ihrer Tänzerinnen und Tänzer kreierte die Choreographin das Stück von Null auf und in enger Beziehung zu ihrer Kompanie. Wie lässt es sich auf Tänzerinnen und Tänzer übertragen, die mit Bauschs Arbeitsweise nicht vertraut sind? Der Vortrag untersucht im Hinblick auf die Vorgabe eines doppelten Authentizitätsgebots Strategien der Tradierung und Kontaktzonen der Aneignung.

13.30-15.00 Pause

15.00-15.45
Roman Brotbeck (Bern): Robert Walsers Einfluss auf das Théâtre musical

Es gibt Schriftsteller, deren Werk sofort von den komponierenden Zeitgenossen rezipiert und vertont wurde, so zum Beispiel im Fall der der Texte von Johann Wolfgang von Goethe, Joseph von Eichendorff, Heinrich Heine oder in neuerer Zeit Paul Celan und Nelly Sachs. Und dann gibt es Dichter, mit denen sich die Komponisten erst Jahrzehnte später, manchmal mehr als 100 Jahre nach ihrem Tod, auseinanderzusetzen beginnen, dann aber geradezu besessen, so z.B. mit Friedrich Hölderlin, Georg Büchner und Robert Walser.
Im Falle von Walser haben zu dessen Lebzeiten nur zwei Komponisten Gedichte von ihm vertont. In den letzten 20 Jahren sind gegen 100 Kompositionen zu Texten von Walser entstanden. Dabei steht eine Gattung im Vordergrund: Das Théâtre musical, dessen experimentelle Anlage der überbordenden, in alle Richtungen ausweichenden, mit Masken über Masken fabulierenden Dichtung Walsers gleich mehrfach entgegen kommt. Ich skizziere die Entwicklung dieser experimentellen Musiktheaterprojekte, ausgehend von Wladimir Vogels Flucht (1964) über Mischa Käsers Nettchen (1996) zu Georges Aperghis’ Zeugen (2007), Helmut Oehrings Gunten (2008) und Johannes Harneits und Michel Roths Umsetzungen (2005 bzw. 2011) von Robert Walsers Roman Der Räuber.

15.45-16.00 Pause

16.00-17.15Podiumsdiskussion „(Neue) Medien im Musiktheater“, mit Christopher Balme, Isabel Mundry, Brigitta Muntendorf, Simon Steen-Andersen, Malte Ubenauf.Moderation: Jörn Peter HiekelSonntag, 5.6.201610.00-10.45Tobias Schick (Dresden): Hören und Sehen in unvertrautenZusammenhängen. Über das neue Format der ‚Briefmarkenopern’An der Hochschule für Musik Dresden entstanden unter dem metaphorisch sprechenden Titel „Briefmarkenopern“ seit 2011 zahlreiche kleinformatige Musiktheaterarbeiten, die in den seltensten Fällen klassischen narrativen Strategien folgen, sondern vielmehr Hören und Sehen auf vielfältige Weise in unvertraute Zusammenhänge setzen. Der Vortrag möchte darlegen, auf welch unterschiedliche Arten das Spannungsfeld zwischen Musik und Theater, zwischen Bewegung und Klang in der Generation junger Komponierender, die noch oder gerade nicht mehr studieren, reflektiert wird. In diesem Zusammenhang sollen am Beispiel einzelner Stücke insbesondere Aspekte wie die Umdeutung von Rahmensetzungen, die Musikalisierung von Alltagsgegenständen, konzeptuelle Momente, die Differenz zwischen Sehen und Hören oder der Grenzbereich zwischen ästhetischem Erleben und semantischem Verstehen untersucht werden. 10.45-11.30Martin Zenck (Würzburg): Strategien der Raum-Komposition und die sich selbst beobachtende Szene im Neuen Musiktheater Georges Aperghis – Isabel Mundry – Manos Tsangaris – Mark AndreVon Michel Foucault, dem Meisterdenker des Raums und der Heterotopie, stammt die Einsicht, dass das 19. Jahrhundert noch eines der Zeit war, das vor dem Hintergrund der obwaltenden Fortschrittsideologie linear und teleologisch orientiert war, während das 20. Jahrhundert eines des Raums sei, für das immer mehr Gleichzeitigkeiten in real time innerhalb eines globalisierten Gesamtraums bestimmend geworden sei. Spätestens seit B.A. Zimmermanns „kugelgestaltiger Zeitkonzeption“, mit der die Aristotelische Bulle der Einheit von Zeit, Raum und Handlung endgültig überwunden war, hat sich in der Folge auch die Konzeption des musikalischen Raums im Neuen Musiktheater grundlegend verändert. Statt linear narrativer Erzählkonzeptionen sind Zwischen- und Überräume bei Mark Andre und Manos Tsangaris entstanden, statt zeitlich gerichteter und unumkehrbarer Vorgänge sind sich selbst beobachtende, still gestellte Spiel- und Handlungsräume wie bei Georges Aperghis getreten, statt der Literaturoper, deren Handlungsdramaturgie linear und final ausgerichtet war, konnte ein Musiktheater, wie das von Isabel Mundry, entwickelt werden, das aus einem gewaltigen Epos, wie dem der Odyssee, einen durchklingenden Resonanz- und Sprachraum gestaltete. Diesen vier ganz verschieden konzeptionell verankerten Raumkonzeptionen, ihren neuen Strategien im gegenwärtigen Musiktheater möchte ich mich heute hier auf der Münchner Musiktheater-Biennale zuwenden. Dabei werde ich die vier Modelle nicht im Ganzen verhandeln, nicht im Blick mit den Inszenierungsstrategien, die den neuen Raumkonzeptionen möglichweise korrespondieren und sie wiederum ganz verändert auf den Bühnen- und Theaterraum projizieren, sondern exemplarisch mit Ohr und Auge, besser mit allen Sinnen hinsichtlich ihrer kompositorisch und szenisch verankerten Verfasstheit des musikalischen Raums. 11.30-12.00 Pause12.00-13.30 Podiumsdiskussion „Originale und AutorInnen? Neue Formen der Ko-Kreativität im Musiktheater”, mit Leo Dick, Judith Egger, Christian Grammel, Marion Hirte. Moderation: David Roesner

Besetzung & Credits

Leitung: Prof. Dr. Jörn Peter Hiekel (Dresden) und Prof. Dr. David Roesner (München)

Teilnehmer (Zusagen): Simon Steen-Andersen (Berlin), Christopher Balme (München), Roman Brotbeck (Bern), Leo Dick (Bern), Hans-Jürgen Drescher (München), Regine Elzenheimer (Leipzig), Christian Grammel (Köln), Petra Maria Mayer (Kiel), Dieter Mersch (Zürich), Isabel Mundry (Zürich), Brigitta Muntendorf (Köln), Katja Schneider (München) und Martin Zenck (Würzburg)


In Kooperation mit dem Institut für Theaterwissenschaft der LMU München

Biografien

Jörn Peter Hiekel Leitung

Jörn Peter Hiekel studierte Musikwissenschaft und Kunstgeschichte sowie Kontrabass, arbeitete einige Jahre als Autor und Redakteur für diverse ARD-Anstalten, die Frankfurter Allgemeine Zeitung und den Musikverlag Breitkopf sowie als Leiter der Komponistenseminare der Darmstädter Ferienkurse. Er habilitierte sich 2007 an der TU Dresden, ist heute Professor für Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik in Dresden und Leiter des dortigen Instituts für Neue Musik, daneben Dozent  für Musikgeschichte an der Zürcher Hochschule der Künste. Überdies ist er stellv. Leiter der Musiksektion der Sächsischen Akademie der Künste, Vorsitzender des Instituts für Neue Musik und Musikerziehung Darmstadt, Leiter des Vermittlungsprojekts KlangNetz Dresden sowie Autor und Herausgeber einiger Bücher vor allem zu interdisziplinären Fragestellungen, zuletzt „Überblendungen. Neue Musik mit Film/Video“ (Schott-Verlag 2016) sowie „Lexikon Neue Musik“ (Metzler/Bärenreiter 2016, gemeinsam mit Christian Utz).

Prof. Dr. David Roesner Leitung

Prof. Dr. David Roesner ist Professor für Theaterwissenschaft mit Schwerpunkt Musiktheater an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er forschte und lehrte bisher an den Universitäten Hildesheim, Exeter und Kent und arbeitet außerdem gelegentlich als Theatermusiker. Forschungsschwerpunkt sind die Musikalisierung des Theaters und die Theatralisierung der Musik, Sound und Performance, Intermedialität, sowie Performativität und Musikalität in Videospielen. 2007 wurde seine Aufsatz “The Politics of the Polyphony of Performance” (CTR 18/1, 2008) mit dem Thurnauer Preis für Musiktheaterwissenschaft ausgezeichnet. Zuletzt publizierte er unter anderem die Bücher Composed Theatre (mit Matthias Rebstock, Intellect, 2011) und Theatre Noise (mit Lynne Kendrick, CSP, 2012) sowie die Monographie Musicality in Theatre: Music as Model, Method and Metaphor in Theatre-Making (Ashgate, 2014). Weitere Informationen unter mhn.academia.edu/DavidRoesner.

Christopher Balme Teilnehmer

Christopher Balme ist seit 2006 Direktor des Instituts für Theaterwissenschaft an der LMU München und ehemaliger Präsident der International Federation for Theatre Research (IFTR). Geboren und aufgewachsen in Neuseeland, lebt und  arbeitet er seit 1985 in Deutschland, an den Universitäten in Würzburg, München und Mainz. Von 2004 bis 2006 hatte er den Lehrstuhl für  Theaterwissenschaft an der Universität Amsterdam inne. Zu seinen jüngsten Publikationen zählen u.a. Decolonizing the Stage: Theatrical syncretism and postcolonial drama (Oxford 1999), Pacific Performances: Theatricality and Cross-Cultural Encounter in the South Seas (Palgrave Macmillan 2007), Cambridge Introduction to Theatre Studies (Cambridge 2008) und The theatrical public sphere (Cambridge 2014). Seine gegenwärtigen Forschungsschwerpunkte sind das Vermächtnis des Modernismus in der Globalisierung der Künste; Theater und Öffentlichkeit; das Verhältnis zwischen Medien und Performance.

 

 

Roman Brotbeck Teilnehmer

Roman Brotbeck (*1954), Musikwissenschaftler, spezialisiert auf Mikrotonalität, neue Musik, neues Musiktheater, Musikpolitik sowie Musik und Literatur. Musikredaktor und -produzent bei Radio DRS2 (1982-1988), Forschungsauftrag des Schweizerischen Nationalfonds zur Mikrotonalität (1988-1994), Präsident des Schweizerischen Tonkünstlervereins (1996-2002); von 1997 bis 2014 war er an der Hochschule der Künste Bern (HKB) als Forscher sowie als Dozent für Musikgeschichte, Ästhetik und in der Hochschulleitung tätig, zuletzt als Projektleiter der Graduate School of the Arts, des ersten Doktoratsprogramms für die Künste der Schweiz. Heute ist er freischaffender Berater und Publizist und leitet im Forschungsschwerpunkt Interpretation der HKB die Projekte „Ecoute élargie – ‚Leere Stimmen’ und ‚objets sonores’ in der Musik nach 1945“ sowie „Das Auge komponiert - Verbindungen zwischen Bild und Klang in den grafischen Plänen und Partituren des Schweizer Komponisten Hermann Meier“. Zudem koordiniert er den Aufbau des Netzwerkes „Mikrotöne“ der Musikhochschule Basel und der Hochschule der Künste Bern. Er lebt in Basel und im Burgund. 

 

 

Prof. Dr. Regine Elzenheimer Teilnehmerin

Prof. Dr. Regine Elzenheimer ist Dramaturgin und Theaterwissenschaftlerin und lehrt als Professorin für Dramaturgie mit dem Schwerpunkt Musiktheater/ Konzert/ Tanz an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig. Als Dramaturgin war sie u.a. an den Opernhäusern in Frankfurt und Stuttgart (Forum Neues Musiktheater), für die EXPO2000 in Hannover („musik20“) sowie als Leitende Dramaturgin des Musiktheaters am Nationaltheater Mannheim engagiert. Langjährige Lehrtätigkeit an der Universität Frankfurt sowie an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, u.a. als Dozentin der Internationalen Ensemble Modern Akademie. Zahlreiche Publikationen zum zeitgenössischen Musiktheater und den Schnittstellen zwischen Neuer Musik und postdramatischem Theater.

Dieter Mersch Teilnehmer

Dieter Mersch studierte Philosophie und Mathematik an den Universitäten Köln, Bochum und Darmstadt. Bis 2013 Lehrstuhlinhaber für Medientheorie an der Universität Potsdam, seit 2013 Leiter des Instituts für Theorie an der Züricher Hochschule der Künste. Zahlreiche Gastprofessuren u.a. an der University of Chicago, der Universität Wien und der Universidad São Paulo. Arbeitsgebiete: Philosophische Ästhetik, Medienphilosophie, Kunsttheorie. Publikationen u.a.: Was sich zeigt. Materialität, Präsenz, Ereignis, München 2000, Ereignis und Aura, Frankfurt/M 2002, Medientheorien zur Einführung, Hamburg 2006; Posthermeneutik, Berlin 2010; Ordo ab Chao / Order from Noise, Berlin Zürich 2013, Epistemologien des Ästhetischen, Berlin Zürich 2015.

Tobias Eduard Schick Teilnehmer

Tobias Eduard Schick studied composition in Dresden and Rome, e.g. with Mark Andre, Ernst Helmuth Flammer and Manos Tsangaris. His Works have been performed worldwide (Germany, EU, Japan). His music and radio features about his work have been broadcast by Deutschlandradio Kultur and WDR 3. He has been awarded a number of prizes and scholarships, most recently the composition prize of Plural Ensemble, Madrid. Since 2013 he works on his doctoral thesis about Mathias Spahlinger. His writings about 20th/ 21th century music as well as about aesthetics have been published by periodicals such as Musik-Konzepte, Musik & Ästhetik and Positionen. He teaches Musicology at the Hochschule für Musik Dresden.

Katja Schneider Teilnehmerin

PD Dr. Katja Schneider vertritt zur Zeit eine Professur am Institut für Theaterwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München. Habilitation zu "Tanz und Text". Schwerpunkte ihrer Lehre und Forschung sind Tanz, Performance Art, Intermedialität, Theater des 18. Jahrhunderts, frühe Moderne und postdramatisches Theater. Als Redakteurin arbeitete sie für die Fachmagazine tanzdrama, tanzjournal und tanz (1992–2012), als Dramaturgin ist sie für das Münchner Festival "Dance" tätig.

Martin Zenck Teilnehmer

Martin Zenck, Prof. Dr. an der Universität Würzburg im Institut für Musikforschung mit dem Schwerpunkt "Ästhetik, Medien, Neue Musik", arbeitet seit Jahren einmal am Schwerpunkt "Aisthesis" über Wahrnehmungs- und Erkenntnisleistungen der Künste, über den ein Buchprojekt mit dem Titel „Der Sinne der Sinne. Zu einer Anthropologie der Musik“ in Vorbereitung ist; zum anderen an einem ausgesprochenen Frankreich-Schwerpunkt über Michel Foucault, Gilles Deleuze,  Roland Barthes und Jacques Derrida.  Am 22. 2. 2013 erhielt er zusammen mit der Komponistin Isabel Mundry den „Happy New Ears“-Preis der Hans-und Getrud-Zender Stiftung in der Bayerischen Akademie der Künste. Die Doppel-Laudatio hat der Berliner Philosoph Dieter Mersch gehalten, die auch in der NZfM veröffentlicht wurde. Im Springsemester 2013 hat er eine Gastprofessur an der University of Chicago wahrgenommen. Im Druck befindlich ist nach über zehnjähriger Arbeit ein Buch über Pierre Boulez mit dem Titel: Pierre Boulez. Die Partitur der Geste und das Theater der Avantgarde, das im Umfang von 800 Seiten im Juni 2016 in Wilhelm-Fink Verlag (Paderborn) mit einem Geleitwort des Philosophen Dieter Mersch erscheinen wird. In Vorbereitung ist  weiter ein Forschungsband über „Intermedialität von Bild und Musik“, der in der Doppelpräsentation der beiden Disziplinen der Musikwissenschaft und der Kunstgeschichte – von Elisabeth Oy-Marra, Klaus Pietschmann, Gregor Wedekind und Martin Zenck herausgegeben –- , ebenfalls  im Fink-Verlag im Frühjahr 2016 erscheinen wird. Zwei Buch-Projekte sind schließlich in längerer zukünftiger Vorbereitung: eines über den Exilkomponisten Eduard Steuermann auf der Grundlage der Clara- und Edward Steuermann-Collection in der Library of Congress (Washington D.C.), ein anderes über die Konzeption von architekturalen, philosophischen und musikalischen Zwischenräumen im Gesamtwerk von Mark Andre, vor allem in seiner Oper wunderzaichen. In Arbeit ist schließlich ein mit Oliver Wiener und Ulrich Tadday konzipierter Sonderband der Musik-Konzepte, Neue Folge unter dem Titel: Die Musik – eine Kunst des Imaginären?, der im Herbst 2016 erscheinen wird.

 

 

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